Wasserkuppe: Das vergessene Fliegerdenkmal und die Wurzeln in Darmstadt

16.07.25

Das Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe, ein historisches Wahrzeichen.

Die Wasserkuppe, Hessens höchster Berg, ist für viele ein Symbol für Pioniergeist und die Faszination des Fliegens. Weniger bekannt ist die bewegte Geschichte eines Denkmals, das einst auf dem Gipfel stand und eine tiefe Verbindung zu Darmstadt hat. Ein Denkmal für die ersten Segelflieger, deren Mut und Leidenschaft den Grundstein für die moderne Luftfahrt legten.

Ein Denkmal entsteht – Gedenken an die Pioniere

Zwischen 1911 und 1913 wagten es Mitglieder der Flugsportvereinigung Darmstadt (FSV), auf der Wasserkuppe in die Lüfte zu steigen. Namen wie Dendorff und Felix Graf von Luckner prägten diese frühen Flugversuche. Doch der Traum vom Fliegen forderte auch seinen Tribut. Im Ersten Weltkrieg verloren Mitglieder des FSV als Piloten ihr Leben. Um ihrem Andenken zu würdigen, beschlossen die Überlebenden, ein Denkmal zu errichten.

Am 29. August 1920, inmitten des ersten Rhön-Segelflugwettbewerbs, wurde ein Gedenkstein mit einer Bronzeplatte unweit des Berggasthofs enthüllt. Die Namen Willy Nerger, Karl Pfannmiller, Berthold Fischer, Hans Gutermuth und Ernst von Loessl waren darauf verewigt. Auch Kurt Milka fand hier eine bleibende Erinnerung, obwohl er seine Flugversuche nicht auf der Wasserkuppe, sondern in Darmstadt unternahm. Ein Zeichen der Verbundenheit und des gemeinsamen Geistes.

Verlorenes Denkmal, bewahrte Erinnerung

Die Geschichte des Denkmals nahm jedoch eine tragische Wendung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von den Amerikanern entfernt, da es die Einzäunung der Radarstellung auf dem Gipfel behinderte. Glücklicherweise konnte die Originalplatte damals sichergestellt und im Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe in Sicherheit gebracht werden.

Detailaufnahme der Informationstafel am Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe.

Heute erinnert ein Abguss der Bronzeplatte, montiert auf einer Basaltsäule in der Nähe des Museumseingangs, an dieses erste Fliegerdenkmal. Ein Mahnmal für die Pioniere und ein Zeichen der Kontinuität.

Ein Fest der Erinnerung und Gemeinschaft

Die Einweihung des Denkmals war ein Fest der Gemeinschaft und des Gedenkens. Fahnen wurden gehisst, und das Infanterieregiment 21 aus Würzburg spielte das ergreifende „Siegfrieds Totenklage“. Ein Quartett der Frankfurter Oper trug Gebete und das Lied vom „Guten Kameraden“ vor. Es war ein Moment der Besinnung und des gemeinsamen Trauerns.

Auch Otto Lilienthal, dessen Flugversuche 1896 tragisch endeten, wurde in Erinnerung gerufen. Der 9. August wurde zum Tag der Segelflieger erklärt – eine Tradition, die bis heute fortgesetzt wird.

Am 30. August 1923 kamen rund 30.000 Gäste zur jährlichen Gedenkfeier zusammen. Doch auch hier trübte ein tragischer Vorfall die Stimmung: Bei schlechtem Wetter stürzte ein 20-jähriger Erfurter Segelflieger ab und kam ums Leben.

Die Geschichte des Fliegerdenkmals auf der Wasserkuppe ist ein Spiegelbild der Pionierzeit des Fliegens – voller Mut, Leidenschaft, aber auch Tragik und Verlust. Es ist eine Geschichte, die uns daran erinnert, dass Fortschritt oft einen hohen Preis fordert, aber auch die Kraft der Gemeinschaft und des Gedenkens betont.

Der Bezug zur Region Darmstadt ist hier besonders deutlich erkennbar. Der Flugsportvereinigung Darmstadt, die maßgeblich an der Errichtung des Denkmals beteiligt war, hat mit ihrem Engagement den Grundstein für die Luftfahrtgeschichte in der Region gelegt. Es ist ein stolzes Erbe, das es zu bewahren gilt – und eine Erinnerung daran, dass auch kleine Gemeinschaften Großes bewirken können. Ein Besuch des Segelflugmuseums auf der Wasserkuppe ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine Hommage an die Pioniere und ihre Verbundenheit zu unserer Region.

Weitere Informationen zum Segelfliegerweg Wasserkuppe